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    early 911s: Zu Besuch in den beeindruckenden Porsche 911er Hallen von Manfred Hering

    11. Dezember 2018
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    Einen „typischeren“ Porsche als den 911er kann es nicht geben. Bereits seit 1963 wird der Klassiker gebaut und wenn es nach den Zuffenhausenern geht, könnte es noch sehr lange so weitergehen.

    Doch nicht nur im Ländle ist man mit Fug und Recht verliebt in den 911er. Der Wuppertaler Manfred Hering restauriert mit seinem professionellen Team die fahrenden Schätzchen, die in Zuffenhausen vor vielen Jahren vom Band gelaufen sind. Der Firmenname „early911s“ ist hier also Programm.

    Vom Werbefachmann zum 911er Experten

    Manfred Hering kam zum Porsche 911 quasi wie die Jungfrau zum Kinde: Als Inhaber einer Werbeagentur kümmerte er sich für einen Kunden um die Restaurierung eines alten Porsches, den dieser dann für Events am POS nutzte. Damit war die Leidenschaft für den wohl berühmtesten Sportwagen der Welt bei Manfred Hering geweckt. Um als Quereinsteiger gar nicht erst den Ruf eines Bastlers zu bekommen, stellte er ein Team aus erfahrenen KFZ-Mechanikern und 911er Experten zusammen. Allen gemein ist die Leidenschaft für den Porsche 911 – und das Gespür für Authentizität.

    „Wir haben ein Dogma: Orginalität. Wir restaurieren die Fahrzeuge genauso wie sie auch damals das Band verlassen haben. Der Kunde hat nur die Wahl, ob sein restauriertes originales Radio ein iPod Kabel hat oder nicht. Bei uns kann man kein Fahrzeug restaurieren lassen, das original gelb war und dann blau sein soll.“ so Manfred Hering über die Philosophie seines Teams.

    Natürlich räumt er ein, dass die Materialbeschaffung manchmal eine echte Herausforderung sei. Allerdings habe man auch in Zuffenhausen erkannt, dass man einen einmal gekauften 911 oft jahrzehntelang behält. Daher bemühe man sich dort inzwischen verstärkt darum, auch Ersatzteile für betagte 911er anzubieten.

    Auch mit dem aktuellen Porsche 911 GT3 tätigt man übrigens keinen Impulskauf, den man schon in Kürze bereut. Der 911 ist eines der wertstabilsten und langlebigsten Fahrzeuge überhaupt, darum wird sicher auch der GT3 eines Tages als Oldtimer auf den Straßen bewundert werden. Mit etwas Hilfe von early911s, falls notwendig.

    mr.goodlife besuchte Manfred Hering im Porsche 911 GT3 und bat zum Interview:

    Wie und wann hat sich Ihre Leidenschaft für Automobile entwickelt?

    Ich war noch nie ein typischer Liebhaber von Fahrzeugen. Mich interessierte allerdings schon immer das Design. Ich gründete und leitete vor einigen Jahren eine Werbeagentur und habe 2004 für einen Werbekunden einen alten Porsche und einen alten Aston Martin angekauft. Damit fing alles an. Und ehe ich mich versah waren es 2006 dann bereits 10 Fahrzeuge und die ersten Mitarbeiter wurden eingestellt.

    Welche Philosophie, bzw. welches Konzept steckt hinter Early 911s?

    Wir haben ein Dogma: Orginalität. Wir restaurieren die Fahrzeuge genau so, wie sie auch damals das Band verlassen haben. Das bedeutet, wenn es eine Sonderfarbe gab, kommt auch genau die Farbe wieder drauf. Bei uns kann man kein Fahrzeug restaurieren lassen, das original gelb war und dann blau sein soll. Wir haben rund 400 Fahrzeuge und können dem Kunden dementsprechend eine große Auswahl anbieten.

    Warum Porsche?

    Ich bin sehr deutsch. Wenn man mich kennt, weiss man, dass ich großen Wert auf Understatement lege. Genau das verkörpert für mich auch die Marke Porsche. Zudem verfügt Porsche über eine Art Baukastensystem. Ich kann alte Fahrzeuge aufkaufen und restaurieren. Wenn bestimmte Teile fehlen oder defekt sind, kann ich diese von einem anderen Fahrzeug nehmen, ohne das die Originalität darunter leidet.

    Warum speziell 911?

    Mein Ursprungsgedanke war, dass ich eigentlich nur die frühen 911er machen wollte und die besonders seltenen Modelle S und Carrera. Diese Modelle S zeichnen sich besonders durch ihre Limitierung aus. Ihre ursprüngliche Form hat mich sehr angesprochen. Insbesondere die Modelle von 1964 bis 1973. Mittlerweile sind wir ein großes Team von 70 Mitarbeiter und restaurieren und handeln alles, was gut und selten ist.

    Wieviele Fahrzeuge stehen momentan in Ihren Hallen?

    Wir haben aktuell rund 400 Projekte auf 8000 qm, von denen 50 verkaufsbereit wären. Rund 150 sind fahrbar. Bei den Übrigen Fahrzeugen handelt es sich um Projektierungen.

    Sie bringen Fahrzeuge unterschiedlichsten Zustands zurück in ihren Werkszustand. Welche besonderen Herausforderungen birgt dieser Prozess?

    Die größte Schwierigkeit gibt es beim Karosseriebau. Erst seit 1976 sind die Fahrzeuge verzinkt. Dementsprechend sind alle älteren Modelle recht rostanfällig. Wir kaufen Fahrzeuge fast ausschließlich in Europa. Hier haben die Fahrzeuge den besten Zustand. Der Karosseriebau ist uns besonders wichtig und zudem auch der Teil der Restaurierung, der die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Es fließen pro Fahrzeug zwischen 500 und 800 Arbeitsstunden allein in die Karosserie. Für einige Rennfahrzeugen investieren wir auch schon mal 1500 Stunden.

    Man kann sich vorstellen, dass es eine Knappheit an originalen Teilen gibt. Wie kann man sich den Prozess der Materialbeschaffung vorstellen?

    Porsche ist glücklicherweise in den letzten 5 Jahren bestrebt, die Ersatzteilversorgung besser zu garantieren und vor allem auch die Qualität der Teile zu verbessern. Dennoch gibt es in vielen Bereichen, wie z.B. der Innenausstattung maximal 20% der Teile neu zu kaufen. Viele der originalen Materialen, wie z.B. das Kunstleder und die Stoffe, fertigen wir mittlerweile selbst an. Für uns ist besonders wichtig, dass die originale Grammatur der Materialien gewährleistet wird. Dementsprechend werden die Stoffe zunächst analysiert und dann von Herstellern in Kleinserie reproduziert.

    Welches war bisher Ihr spannendstes Projekt?

    Ich bin ein großer Steve McQueen Fan. Wir haben den 911 S, den Steve McQueen 1971 über seine Produktionsfirma Solar Production bei Porsche beauftragt und dann selbst in der Anfangssequenz des Kultfilms LeMans gefahren hat, restauriert. Das war für uns ein echtes Highlight. Ein tolles Auto, das ich gern gekauft hätte. Bis 800.000 Dollar habe ich bei der Versteigerung vor 7 Jahren mitgeboten. Verkauft wurde er dann schließlich für knapp 1,4 Millionen Dollar. 4 Monate später hat mich der neue Besitzer angerufen. Er sagte, er hätte ein Auto, dass er gern restaurieren lassen würde. Also bin ich damals nach Stuttgart zu Porsche gefahren, wo das Fahrzeug zu dem Zeitpunkt stand und hab ihn davon überzeugt, dass wir die richtige Adresse für eine derartige Restauration sind.

    Wie viel Zeit hat die Restauration von Steve McQueens 911 S in Anspruch genommen?

    Gar nicht lange. Knapp ein Jahr. Die Karosserie war sehr gut erhalten.

    Beschreiben Sie einen typischen Kunden. Gibt es diesen überhaupt?

    Wir sind recht hochpreisig. Wenn man bei uns ein Fahrzeug restaurieren lässt, das man selbst besitzt, liegt man etwa bei rund 200.000 Euro. Für ein fertiges Projekt liegt man bei etwa 300.000 Euro. Je nach Modell und Seltenheit gehen die Preise aber auch mal rauf bis zu 2,5 Millionen Euro. Dementsprechend sind es natürlich Kunden, die über ein hohes Einkommen verfügen. Alterstechnisch geht es ab etwa 30 Jahren los. Wir haben aber auch aktuell einen japanischen Kunden der 72 ist. Generell gehen knapp 50% unserer Fahrzeuge ins Ausland.

    Porsche und Rennsport gehen seit eh und je Hand in Hand. Besonders im Bezug auf die GT Modelle. Hinsichtlich des Gewichts, der Schaltung, elektronische Hilfen und des Fahrgefühl hat sich einiges verändert. Ältere Generation oder ein aktuelles Modell? Und welches? GT3?

    In meinem Fall – beides nicht (lacht). Ich bin kein Rennsport-Mann. Ich denke aber, dass man das kaum vergleichen kann. Wenn man sich den Porsche Kundensport anschaut, sind die Fahrzeuge heutzutage ziemlich „weichgespült“, wenn man das so sagen darf. Heutzutage hat jedes Rennauto soviel Elektronik verbaut – früher war das alles pur. Zum Beispiel der Porsche 917, Baujahr 70/71, die hatten bis zu 1100 PS. Genau so schnell konnten die auch fahren. Und diese Jungs konnten auch fahren. Heutzutage denkt jeder, der sich einen GT3 kauft, er könne Auto fahren. Dem ist natürlich nicht so.

    Vergleich der Ikonen – 911 – Was hat sich im Laufe der Zeit getan? Design, Leistung, Alltagstauglichkeit?

    Wenn man Porsche in Bezug aus der Historie betrachtet, ist aus einer kleinen Manufaktur ein Weltkonzern geworden. Als in den 60-Jahren, 1964/1965 die ersten 911er auf den Markt kamen, war kein Fahrzeug wie das andere. Wenn man bedenkt, dass Porsche heute über 230.000 Fahrzeuge pro Jahr herstellt, muss man feststellten, dass so ein Fahrzeug inzwischen zum Massenprodukt geworden ist.

    Trotz alledem: Was ich persönlich toll finde, ist die Porsche Exklusive Manufaktur, die es ermöglicht einzigartige Konfigurationen zu bestellen. Das gibt es erst seit 1985. Heutzutage wollen Kunden wieder hin zur Sonderausstattungen und zu individualisierten Fahrzeugen. Ich finde es hervorragend, dass Porsche das nun wieder in den Fokus rückt und damit gezielt auf Kundenwünsche reagiert.

    Welche besondere Modelle stehen in Ihren Hallen? Welches ist das teuerste?

    Ich habe sehr viele Pressefahrzeuge und Prototypen in meinen Hallen stehen. Zum Beispiel einen 964 RS NGT Prototypen. Zudem viele besondere Rennfahrzeuge und „Paint to Sample Cars“. Wir haben 14 verschiedene Porsche Polizeiautos.

    Bei uns steht der älteste 3.0-L Turbo, den es gibt sowie auch auch viele verschiedene Testfahrzeuge von Porsche. Das sind auch so die Modelle, die ich nicht verkaufe, sondern versuche zu bewahren. Das teuerste Modell ist ein 911 RSR 2.8. Der Wert liegt bei etwa 2,5 Millionen Euro. Für die nächsten beiden Jahre planen wir den Bau und die Eröffnung eines Museums/Showroom auf unserem Gelände, in dem wir die besonderen Modelle ausstellen.

    Ihr ganz persönliches Lieblingsmodell?

    Ich liebe Polizeiautos. Die finde ich besonders und einzigartig. Nur der 993 Polizeiwagen fehlt mir; der steht leider im Porsche Museum.

    Wenn Geld keine Rolle spielt, welche Auto wäre es?

    Ich bin zwar kein Rennsport-Mann, aber es gibt ein Rennfahrzeug dass ich besonders finde: 993 GT1. Und ich find die ersten Prototypen sensationell.

    Private Frage: Welches Modell fahren Sie momentan am liebsten?

    In den letzten Jahren sind wir Panamera und Cayenne gefahren. Da ich allerdings jedes Jahr zwischen 60.000 bis 80.000 km fahre, haben wir die Flotte nun komplett umgestellt. Dementsprechend fahre ich nun wieder einen VW Bus. Das Fahrzeug ist für mich wie ein rollendes Büro. Für einen neuen 991 habe ich aktuell tatsächlich zu wenig Zeit.

    Welche Leidenschaften gibt es neben dem Thema Automobil noch?

    Inzwischen habe ich relativ wenig Zeit, allerdings war ich früher Leistungssportler, habe während des Studium auch als Sportdozent mein Geld verdient. Ich habe viele Dinge in meinem Leben gemacht. Mit 12 habe ich den ersten deutschen Comicversand gegründet. Kaufmännische Dinge haben mir schon immer Spaß bereitet. Ich liebe Architektur. Aktuell restaurieren wir das „Haus Kemper“ von Richard Neutra aus dem Jahr 1968 in Wuppertal. Zudem verbringe ich gern Zeit mit meiner Frau, meinen Hunden und bin gerne in Gesellschaft meiner Freunde, um sich weitere Momente zu schenken.

    Wie würden Sie den Begriff „Goodlife“ für sich definieren.

    Ich hatte das Glück, dass ich im Grunde genommen mein Leben lang ein „goodlife“ hatte. Denn „goodlife“ bedeutet für mich, dass man auch wirklich viel Glück in seinem Leben hat – und wenn man an eine Kreuzung kommt auch den richtigen Weg einschlägt. Ich habe es, mit wenigen Ausnahmen, immer geschafft die richtige Abzweigung zu nehmen. Dass auch weil ich mich immer wieder neu definiert und erfunden habe. Für mich bedeutet „goodlife“, dass ich aus einem Hobby einen Beruf machen konnte.

    Der Sitz und die Hallen Ihres Unternehmens befindet sich in Wuppertal. Wenn es nicht Wuppertal wäre, wo wäre dann das Zuhause von Early 911s?

    Ich liebe Hitze. Wir fliegen jedes Jahr in den Oman. Da waren wir nun schon 15 mal. Es ist schon fast wie eine zweite Heimat für mich. Doch auch dort möchte ich nicht auf Dauer leben. Ich bin kein Großstadtmensch, insofern bin ich in Wuppertal schon ganz glücklich. Es ist eine unglaublich facettenreiche Stadt. Mann muss auch bedenken, dass ich beispielsweise in Düsseldorf kaum die Möglichkeit hätte, solche Räumlichkeiten zu finden.

    Welche Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach essentiell für Erfolg?

    Vieles hat für mich Glück zu tun, aber auch mit Fleiß. Ich war mein lebenslang zielorientiert.

    Stichwort „Understatement“?

    Ich arbeite 7 Tage die Woche. Für mich ist es wichtig, dass das Produkt stimmt und nicht etwa, dass man einen Glaspalast aufstellt und sich präsentiert. Die meisten Leute, die hier herkommen, haben den Eindruck es sei eine Jugendherberge, sind vermögend und sind dann oftmals überrascht und ganz klein, wenn sie in einer Halle mit hunderten Fahrzeugen stehen. Das ist das, was ich eher mag. Dementsprechend bin ich auch nicht jede Woche auf irgendwelchen Events unterwegs, um mich zu präsentieren. Ich bin kein Magnus Walker. Das bin ich einfach nicht. Das Produkt muss stimmen. Das ist mir am wichtigsten.

    Vielen Dank für das spannende Gespräch.

    Weitere Informationen zu early 911s und Manfred Hering findest du auf early911s.de
    sowie auf:

    Instagram: instagram.com/early911s_wuppertal
    Facebook: fb.com/early911

     

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